Geschichte |
Josef Eilermann Mit der Einrichtung eines Arbeitskreises für die Verschönerung des Ortsbildes unter Vorsitz von Matthias Möring (Schüppers Theis) sowie eines Arbeitskreises für kulturelle Belange unter der Leitung des damaligen Hauptlehrers Scheuer, wurden einige Anregungen von Kreisgeschäftsführer Engeln noch in der Gründungsversammlung in die Tat umgesetzt. Um die Resonanz des neu gegründeten Heimatring in der Loruper Bevölkerung zu vergrößern, wurde an Herrn Engeln die Bitte herangetragen, man möge den Kreisheimattag 1955 in Lorup ausrichten. Dieser Bitte wurde dann auch seitens des Kreisheimatvereins entsprochen und so fand die erste überörtliche Veranstaltung, für die der Loruper Heimatring als Gastgeber fungierte, bereits im September des selben Jahres in Lorup statt. Diese Veranstaltung im Gründungsjahr des neuen Vereins,
hat der Heimatarbeit in unserem Dorf sicherlich viele positive Impulse
gegeben. „Mehr Gedanken – als Holz“ Am 24. Januar 1906 wurde Hans Wellmann in Bremerhaven als Sohn eines Werfthandwerkers geboren. Mit 10 Jahren kam Hans zum erstenmal auf den Hümmling
nach Stavern als Ferienkind. Solche Stellen wurden bei katholischen Bauernfamilien
vermittelt, um die meist ungenügende Ernährung von Stadtkindern
auszugleichen. Als wir später diese Zeit bei unseren Gesprächen zufällig streiften, erzählte Hans Wellmann mir etwas über sein Gesellenstück. Er schilderte es lebhaft als eine quadratisch gearbeitete „Gesellen – Truhe“ aus Holz, in der für allerlei Geräte und Notwendigkeiten Platz sei. Schließlich, als er sich ein wenig in Begeisterung geredet hatte, holte er sein Gesellenstück, die Truhe, aus seiner Kammer, um sie mir mit leuchtenden Augen ad oculos zu demonstrieren. „Daet bekiek die man“, oder so ähnlich, drückte er sich aus. Was die Truhe für eine Bedeutung hatte und wozu sie
gedacht und geeignet war, das hatte Hans Wellmann für seine Gesellenprüfung
wohl auch schriftlich niedergelegt. Einzelheiten habe ich vergessen. Eines
aber habe ich nicht vergessen: Am Ende der Besprechung und Belobigung
seiner Truhe habe der Obermeister der Prüfungskommission zusammenfassend
gesagt: „Der angehende Geselle des Schreinerhandwerks hat so viele
Ideen in der relativ kleinen Truhe erkennen lassen, dass ich darüber
nur die Überschrift setzen kann Nachdem Hans Wellmann seine Erzählung beendet hatte,
war es eine kurze Zeit still zwischen uns beiden. Dann habe ich ihn fest
angeschaut und gesagt: „Hans daet ist de Owerschrift van dien Läewen,
wenn ik mal eeine söüken mout.“ Die Spuren, die Hans Meyer Wellmann in Lorup hinterlassen hat, maße ich mir nicht an alle aufzuzählen. Ich möchte vielmehr versuchen, 80 Jahre zurückzublenden und dann aus dem, was meine Erinnerung hergibt, der Reihe nach ein Bild von Hans Wellmann zu entwerfen. Vor 80 Jahren war Hans Wellmann 18 Jahre alt und ich, Heinrich
Book (Waetjans Hinnerk) 10 Jahre. Ich ging täglich in die Dorf-Volksschule.
Eines Tages begann Hauptlehrer Sprehe ziemlich begeistert von dem zu erzählen,
was der Loruper Jünglingsverein an Plänen für den Winter
habe (1924). Dabei fiel immer wieder ein für uns ungewöhnlicher
und unbekannter Name, der des Hans Wellmann. Er war nach seiner Gesellenprüfung
zur Weiterbildung auf eine Technikerschule nach Beckum in Westfalen gegangen
und konnte danach in der damaligen Zeit der Arbeitslosigkeit als Werkmeister
und Techniker bei der Maschinenfabrik Perk in Lorup anfangen (mündliche
Mitteilung). Schon in dieser Zeit waren jeden Winter größere Theaterstück aufgeführt und geistige Themen abgehandelt worden. U.a. waren das „Wilhelm Tell“, „Der Freischütz“, „Die Jungfrau von Orleans“ und viele besonders patriotische Stücke, bes. „Dreizehn Linden“. Johann Siemer (Siemer Jan), der spätere Pater Siemer, und Gesina Richter (Hünteljans Sina) hatten wohl auch schon eigene Dichtungen und Theaterstücke auf den Weg gebracht. Erzählungen meines Vaters Theodor Book (Waettjans – Dirk), geb. 1878!, von seinen Rollen beim Theaterspielen im Jünglingsverein deuten auf sehr frühen Beginn. Hans Wellmann setzte fort, was schon vorhanden war. Zu nennen sind der Kinderfestzug beim Loruper Schützenfest und die Jugendarbeit. Diese Dinge sind aber m.E. zur genüge bekannt. Hier soll ein anderes Bild gezeigt werden unter der Überschrift:
Wie wurde Hans Wellmann sesshaft in Lorup für ein ganzes Leben? Wie
wurde er der „Hans im Glück“, für den man ihn eine
Zeit lang halten konnte? Einige Jahre blieb die Frage, wem die „Prinzentochter“
ihre Zuneigung schenken würde, unbeantwortet. Dann eines Tages aber
platzte die Spannung mit der für alle unerwarteten Nachricht: „Roulwes
Anny und Hans Wellmann verlobet sück“. Aber wie im Märchen ging vorerst formal alles seinen
Weg. Hans Wellmann nannte sich von nun an Meyer-Wellmann und wurde Bauer
auf dem uralten Meyer-Hof. Das schwere Schicksal hat Hans Wellmann gezeichnet. Immer mehr und immer tiefer vergrub er sich in seine Bücher. Ja, in dieser Zeit wurde neben vielem anderen wohl auch der Plan geboren, alle Loruper, besonders auch die Butendärper zusammenzuschmieden in einem Verein, dem Heimatring. Die „Tunscheere“ sollte das verbindende Band werden für die Loruper daheim und in aller Welt. Heimatring nannte er das. Dieses Werk –seine Tunscheere- für alle Loruper bis heute sein geistig dauerhafteste Anliegen und wird in seinem Geiste weitergeführt. Die Stiftung Hans Meyer-Wellmann sei abschließend
als finanzielle Unterstützung seines Heimatanliegens hervorgehoben.
Soweit von außen erkennbar, war es seine tiefe, umfassende
religiöse Überzeugung, die wesentlich dazu beitrug. Briefe,
die ich in eigener schwerer Zeit von ihm erhielt, bestätigen das,
auch seine Lebensführung inmitten der St. Maria-Himmelfahrt-Pfarrei
macht das sichtbar. Kreisheimattage
in Lorup Für den Heimatring Lorup war es eine Herausforderung, schon im Gründungsjahr den Kreisheimattag am 15. September 1955 zu organisieren und zu gestalten. Aber der noch junge Heimatverein, unter der Leitung seines rührigen Vorsitzenden Hans Meyer-Wellmann, hat diese Aufgabe gut gemeistert, so dass allgemein von einem sehr gelungenen Heimatfest die Rede war. Eingeleitet wurde der Kreisheimattag am Vormittag mit Dienstversammlungen
der Bürgermeister und der Lehrer. „Wer auf den Spuren der Vergangenheit wandelt, dem
zeigt die Heimat ihre ganze Schönheit“, mit diesen einleitenden
Worten führte dann Bäckermeister Bernhard Siemer durch das weitere
Programm. In dem rund zweistündigen Programm wurde dann in Liedern, Gedichten, Spielen und anderen Vorträgen die Geschichte Lorups lebendig, wobei Ernstes und Heiteres gut gemischt waren. Es wurde auch das bekannte plattdeutsche Singspiel über die geschichtliche Entwicklung Lorups, die „Revue der Jahrhunderte“ von Pater Johannes Siemer (Siemer-Jann) wieder aufgeführt. Die von Frau Gesine Richter-Hünteljans in Plattdeutsch verfassten Lieder und Sketche: „In Loorpe ist daet Heimatfest; Dirk nu schell wort ut; Wenn de eersten Väögel flaitet; Twäi Wiewer bie de Pütte; Däi Unkels up de Stää; De Hachtietsnööger un De Dräiöllgersmann“ kamen an diesem Tage zur Erstaufführung. Einige der Lieder sind dann ja zu richtigen „Loorper-Evergreens“ geworden. Und das Schönste an diesem Programm war, dass es von A bis Z von Loruper Bürgern gestaltet wurde und daß alles was geboten wurde, von Lorupern erdacht, verfasst und gedichtet worden war. Pater
Johannes Siemer und Frau Gesine Richter-Hünteljans erhielten für
ihre besonderen Beiträge zum Heimattag vom Kreisvorsitzenden Löning
Ehrengaben überreicht. Zehn Jahre später, am 14. Oktober 1965, fand dann
wieder ein Kreisheimattag in Lorup statt. Dieser stand im Zeichen des
Plattdeutschen unter dem Motto: „Holl faest aen Mouders Spraake
– daet is dien Ehrensaake.“ In der Pfarrkirche „St. Mariae Himmelfahrt“
versammelten sich dann um 15 Uhr die Heimatfreunde zu einem Gottesdienst,
bei dem Plattdeutsch gesungen und gepredigt wurde. Begeistert wurden die
bekannten Kirchenmelodien in Plattdeutsch gesungen. Pastor Wilhelm Kreuzhermes
aus Sondermühlen, ein gebürtiger Loruper, predigte auf Loorper
Plaett. In einfachen, aber doch eindringlichen Worten sprach der Geistliche
zu seinen Landsleuten. Die Winzigkeit der Erde stellte der Prediger in
Relation zum gewaltigen Kosmos. Trotz des unscheinbaren Erdenlebens sei
die Heimat ein Geschenk, für das man Gott dankbar sein müsse. Unter dem Motto „Unserer Heimat Sprache und Bild“ führten die Loruper ihre Heimatfreunde durch die Städte und Dörfer unseres Kreises und in Zusammenarbeit mit der Schule auch durch angrenzende Gebiete. Den Reiseleiter und Conferencier machte bei dieser Rundfahrt Rudolf Schwarte, von Beruf Angestellter der Kreissparkasse. Während Schwarte die einzelnen Orte ankündigte, hefteten Jungens Abbildungen bekannter Bauwerke dieser Orte an eine große Wandkarte, so dasß sie jeder sehen konnte. Die Fahrt begann bei der Kreiskriegergedächtniskirche in Rhede. Von Rhede ging es über viele emsländische Orte des Kreises zum Hümmling. Hier wurden Lathen, Sögel, die Hüvener Mühle, Clemenswerth, Werlte, Börger, Esterwegen und natürlich Lorup, das Reiseziel, besucht. Zwischendurch wurden dann Gedichte und Vertellßels vorgetragen. So wurde während der Fahrt von Lathen nach Börger das Gedicht „Als Vater noch lebte“ von August Löning vorgetragen, bei der Hüvener Mühle unterhielten sich Jann un Hinnerk über Clemenswerth und Maräihaemmelfaart und in Werlte stand eine Szene aus „Olde Meiners“ von Albert Trautmann auf dem Programm. Für Lorup hatte Hans Meyer-Wellmann das kurz zuvor von Dr. Heinrich Book (Waettjans Hinnerk) verfasste Gedicht „Touväörn“ vorgesehen, das hier vorgetragen wurde. Johann Schwarte (Swartenwillsien Jann) erzählte dann noch über die Zeit von vor 50 oder 60 Jahren. Anschließend luden die Loruper Schulkinder mit dem Lied „Kein schöner Land“ zur Reise in die Nachbarschaft ein. Das ostfriesische Dönken „Slag aen´t Mul“ erntete viel Beifall. An der Karte erschienen das Wappen des Kreises Leer, das Oldenburger Wappen und das Cloppenburger Wappen. Die beiden Gedichte „Mien Mouderspraake“ von Berhard Uphus und „Loop dör de Welt“ von Maria Mönch-Tegeder führten in die südliche Nachbarschaft. Die Niederlande waren mit dem Gedicht „Groninger Land“ und einem Volkstanz vertreten. Die Rundfahrt endete in dem Kreis Heilsberg im Ermland, dem Patenkreis des Landkreises Aschendorf-Hümmling. Am Samstag, 16. Oktober, fand in Lorup der Heimattag
der Kinder aus den Gemeinden Lorup, Breddenberg, Heidbrücken, Esterwegen,
Hilkenbrook und Rastdorf statt. Um 16 Uhr spielte „De Ollenborger
Kring Poppenspillbühne“ das Puppenspiel: „De Maonlantüchte“
oder „Daet Lecht van de Maone“. Nach dem Puppenspiel, zu Beginn
der Dämmerung, zogen dann alle Kinder in einem gemeinsamen Laternenzug
zum Krankenhaus. Sprechende Dorfchronik! „ Eine sprechende Chronik entsteht.“ So stand
es am 20.02.1958 in der Ems-Zeitung. |