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Drechslerei

"Grummels olde Drechslerwärkstääe" lässt das Holz sprechen

"Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter ist eine Welt voller Märchen und Wunder." Diese Weisheit stammt von keinem Geringeren als Theodor Heuss, und er hat recht, kaum ein Werkstoff hat die Künstler aller Epochen durch seine Facetten an Farben und Formen mehr inspiriert als Holz. Der nachwachsende Naturrohstoff gilt darüber hinaus durch seine vorgegebene runde Form als Wegbereiter für alles, was die Menschheit an bahnbrechenden technischen Errungenschaften hervorgebracht hat. Eines der ersten Werkzeuge war der Feuerquirl, ein Hartholzstab, der auf einer hölzernen Unterlage durch Drehbewegungen Reibungswärme erzeugte und mobil Feuer entfachen konnte. Die Entwicklung von Bohrern ließ nicht lange auf sich warten. Die Literatur benennt für die Bronzezeit, 4000 - 1300 Jahre vor unserer Zeitrechnung, Geräte, mit denen man schon drehen, schleifen und polieren konnte.

Drehendes Holz zu bearbeiten, im eigentlichen Sinne des Drechseins, gelang aber wohl erstmals den Ägyptern, und dies vor rund 2300 Jahren. Grabreliefs zeigen das technische Know-how eines Drechselstuhls. Die weitere Entwicklung verlief rasant und erreichte über die frühen Handelswege und Kriegszüge auch Deutschland. Schnell wurde das Holzdrehen zu einem eigenen Handwerkszweig perfektioniert. Von Leonardo da Vinci ist die früheste Zeichnung einer fußbetriebenen Drechselbank überliefert. Die Erzeugung einer dauernden Drehbewegung des Werkstückes revolutionierte die Technik und ihre Grundzüge sind bis heute, 500 Jahre später, beibehalten worden. Computergesteuerte Automaten liefen dem Handwerk in der Neuzeit allerdings den Rang ab. Heute sind es vor allem künstlerisch ambitionierte Handwerker, die dem Drechseln zu neuer Anerkennung verhelfen, wenn auch nur in kleinem Rahmen.

"Grummels olde Wärkstääe" in Lorup zeigt noch heute interessante Exponate aus der Blütezeit des Holzdrehens, museale Zeugen aus anderthalb Jahrhunderten. Wilhelm Hüntelmann vom Heimat-Ring Lorup e.V. kennt jede dieser zum Teil sehr seltenen Gerätschaften, mehr noch, er weiß sie meisterlich zu gebrauchen.

Wie Hüntelmann dem interessierten Publikum erzählt, liegen die Wurzeln der Loruper Drechslerei im vorletzten Jahrhundert. Es war am 9. Februar 1869, als der Horn- und Pfeifendrechsler Gerhard-Heinrich Grummel aus Vrees die Tochter Elisabeth des Neubauern Rolf Niemann heiratete. Seine Werkstatt unter dem Dach seiner Schwiegereltern wurde durch die aufkommende industrielle Massenware rasch unrentabel, so spezialisierte er sich auf die Herstellung von Spinnrädern und Haspeln. Mit Letzteren konnte man Garne auf- und abwickeln. Hochwertige Haspeln hatten sogar Zählwerke, um die Länge des Fadens genau zu bemessen. Daneben produzierte Grummel natürlich auch Gebrauchsgegenstände, bevorzugt für die Landwirtschaft. Nicht vergessen darf man die legendären Binsenstühle, die noch heute in einigen Hümmlinger Haushalten ihren Dienst tun. Als die Werkstatt 1895 durch einen Blitzschlag völlig zerstört wurde, baute er sie sogleich wieder auf und war schon wenige Monate später wieder an der Arbeit. 1900 expandierte Grummel, außerhalb seines Wohnhauses entstand eine neue, größere Werkstatt. Die Steine stammten aus einer aufgegebenen Ziegelei, die er selbst Stein für Stein abbaute. Eine erhaltene, fußbetriebene Bandsäge zeugt noch heute von dieser frühen Schaffensperiode. Die industrielle Revolution machte auch vor Grummels Werkstatt nicht halt. Sein Sohn Rudolf, Meister seiner Zunft, übernahm den väterlichen Betrieb 1905 und installierte eine motorbetriebene Transmission. Mit der Ruhe war es nun zwar vorbei, aber der Antrieb war deutlich leistungsfähiger als der früher genutzte Göpel, eine Vorrichtung, mit der ein im Kreis laufendes Pferd über Zahnräder die Maschinen zum Laufen brachte. Der lautstarke Verbrennungsmotor tat ganze 20 Jahre treu seinen Dienst. 1925 kam dann ein leistungsfähiger Elektromotor zum Einsatz, der noch in der Museumswerkstatt zu sehen ist.

Rudolf Grummel konnte sein Handwerk nicht direkt an seine Kinder weitergeben. Der Lehrling Wilhelm Jansen heiratete 1949 in die Familie Grummel ein und führte später die Firma unter dem Namen Jansen-Grummel weiter. Als seine Söhne 1971 neue Werkstatträume bezogen, geriet der elterliche Betrieb in Vergessenheit. Die Gemeinde und der Heimat-Ring Lorup haben ihm 2001 als Museumsdrechslerei erneut zu Anerkennung verholfen, indem sie das alte Gebäude in der Nähe des Heimathauses wieder aufbauten.

Wenn Wilhelm Hüntelmann den Besuchern die alten Maschinen vorführt, hat er als Loruper Junge Glanz in den Augen, ist es doch weit mehr als nur eine Passion. Der gelernte Tischler sieht sich als Boten einer vielfach vergessenen Handwerkszunft.

Wer die Drechslerei am Heimathaus in Lorup besichtigen möchte, kann sich fernmündlich an Wilhelm Hüntelmann vom Heimat-Ring Lorup unter 05954 / 990490 wenden.  Als PDF runterladen



Text und Fotos: © Andreas Schüring


Arbeitskreis Drechslerei unter der Leitung von Wilhelm Hüntelmann:

Auch in diesem Jahr wurden vom AK Drechslerei wieder eine Vielzahl von Führungen in der Drechslerei durchgeführt. Diese Aufgabe übernehmen seit Jahren Wilhelm Hüntelmann und Hans Schwarte.

Folgende Führungen haben im Berichtszeitraum stattgefunden:
08./09.20.2017: Drechslerei und Remise waren zur Kirmes wieder für Besucher geöffnet
14.10.2017: Vettern- und Cousinentreffen Familie Schmits
15.11.2017: Fahrradclub Friesoythe
15.12.2017: Ing.-Bürogemeinschaft Gertken, Werlte
18.12.2017: Arbeitskreis „Heimathäuser“ des Emsl. Heimatbundes
04.01.2018: Ordensschwestern aus Schwagstorf
13.03.2018: Mitglieder Messkaffee Lorup
16.03.2018: Mitarbeiter Krankenhaus Friesoythe
03.04.2018: Dr. Sebastian Traunmüller von der Emsl. Landschaft
07.04.2018: Oldtimer aus Wippingen
24.04.2018: Familie Reimers/Bowe, Bawinkel
28.04.2018: Mitglieder 70jähriges Kommunionjubiläum
03.05.2018: Frauen der Bläsergruppe „St. Hubertus“, Lorup
02.06.2018: Sportgruppe „Über 60“ von Blau-Weiß, Papenburg
06.06.2018: Vettern- und Cousinen der Familie Blömer
18.07.2018: Fahrradgruppe der „HÖB“, Papenburg
19.07.2018: Besucher „Frensenhuis“ u. „Hannekenmeijers Pad“ aus den Niederlanden
11.08.2018: Friesoyther Arztpraxis
17.08.2018: Geschwistertreffen Möhlenkamp
16.09.2018: „Alt- und Jung-Partner“, Gymnasium Werlte
22.09.2018: Vetterntreffen Familie Lüpken
22.09.2018: Besucher aus Santa Barbara, USA