Der Heimatring Lorup

Am Samstag, dem 8. März des Jahres 1975 möchte ich folgende Gedanken, die die Grundlage einer Satzung für den Heimat-Ring Lorup sein sollen. Anlaß ist dazu die beabsichtigte Eintragung als öffentliche Gemeinschaft in das Register des Amtsgericht in Meppen, zum anderen aber der 20. Jahrestag der Wiederbelebung des Heimatgedankens in Lorup, die am 8. März 1955 im Gästezimmer des Hotel J. Olliges als Heimat-Ring Lorup verwirklicht wurde.

<– Handschriftliches, original Dokument vom Hans Meyer-Wellmann
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Vor fünfzig Jahren wurde der Heimatring Lorup gegründet

Zehn Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, als die größten Probleme der Nachkriegszeit weitestgehend der Vergangenheit angehörten, gingen einige Loruper Bürger daran, das dörfliche Leben durch die Neugründung eines Heimatverein zu bereichern. Man wollte damit an die Tradition des alten Heimatvereins anknüpfen, der um 1930 gegründet worden war, sich dann aber in den Wirren des Krieges aufgelöst hatte.
So trafen sich im März 1955 interessierte Loruper in der Gaststätte Olliges-Finnere.
Bäckermeister Bernhard Siemer fungierte als Versammlungsleiter. Er begrüßte neben den Einheimischen besonders Herrn Engeln, den Geschäftsführer des Kreisheimatvereins Aschendorf-Hümmling, der die Grüße des Kreisheimatvereinsvorsitzenden August Löning aus Lathen überbrachte.
In seinen weiteren Ausführungen ging Engeln auf die vornehmlichen Aufgaben der örtlichen Heimatvereine ein. Dabei hob er besonders die Erhaltung der kulturellen Werte des Dorfes wie alte Sitten und Gebräuche, sowie die Verschönerung des Ortsbildes hervor.
In einem anschließenden Vortrag berichtete Theodor Rohjans (Kassen sien Dirk), der vor dem zweiten Weltkrieg Vorsitzender des Heimatvereins gewesen war, über die Aktivitäten des damaligen Vereins. Von seiner Wahl zum Vorsitzenden des neuen Heimatvereins bat er jedoch abzusehen, da er dieser Aufgabe auf Grund seines hohen Alters nicht mehr gewachsen sei.
Die Versammlung wählte daraufhin den damaligen Markvorsteher Hans Meyer-Wellmann einstimmig zum Vorsitzenden.
Auf Vorschlag des neuen Vereinsvorsitzenden, gab man dem neu gegründeten Verein den Namen Heimatring. Die Bezeichnung Heimatring wurde ganz bewusst gewählt. In diesem „Ring“ sollten sich möglichst viele Loruper heimisch fühlen und aktiv mitarbeiten.
Und so entstand später auch das Wappen des Vereins in Form eines Ringes.
Es zeigt in der Mitte Eichenblätter und Eicheln. Sie symbolisieren die Loruper Eichenbrinke. Eingefasst werden sie von dem Schriftzug „Heimat-Ring Lorup“. Außen ist ein Ring aus Tannenzweigen zu sehen, darin ein springendes Eichhörnchen. Der äußere Ring stellt den Waldgürtel dar, der Lorup jahrhunderte lang umgeben hat und in dem ein Eichhörnchen das Dorf umrunden konnte, ohne einmal den Waldboden zu berühren.

Mit der Einrichtung eines Arbeitskreises für die Verschönerung des Ortsbildes unter Vorsitz von Matthias Möring (Schüppers Theis) sowie eines Arbeitskreises für kulturelle Belange unter der Leitung des damaligen Hauptlehrers Scheuer, wurden einige Anregungen von Kreisgeschäftsführer Engeln noch in der Gründungsversammlung in die Tat umgesetzt.

Um die Resonanz des neu gegründeten Heimatring in der Loruper Bevölkerung zu vergrößern, wurde an Herrn Engeln die Bitte herangetragen, man möge den Kreisheimattag 1955 in Lorup ausrichten. Dieser Bitte wurde dann auch seitens des Kreisheimatvereins entsprochen und so fand die erste überörtliche Veranstaltung, für die der Loruper Heimatring als Gastgeber fungierte, bereits im September des selben Jahres in Lorup statt.

Diese Veranstaltung im Gründungsjahr des neuen Vereins, hat der Heimatarbeit in unserem Dorf sicherlich viele positive Impulse gegeben.

Hans Meyer-Wellmann, „ein Lebensbild“

„Mehr Gedanken – als Holz“

Am 24. Januar 1906 wurde Hans Wellmann in Bremerhaven als Sohn eines Werfthandwerkers geboren.

Mit 10 Jahren kam Hans zum erstenmal auf den Hümmling nach Stavern als Ferienkind. Solche Stellen wurden bei katholischen Bauernfamilien vermittelt, um die meist ungenügende Ernährung von Stadtkindern auszugleichen.
Ob Rektor Remmers, ein geistlicher Neffe von Pfarrer Johann Ehrens, mit der späteren Vermittlung nach Lorup zu tun hatte, ist nur eine Vermutung.

Ob Rektor Remmers, ein geistlicher Neffe von Pfarrer Johann Ehrens, mit der späteren Vermittlung nach Lorup zu tun hatte, ist nur eine Vermutung.
Hans Wellmann ließ nur selten einen Blick in seine Vergangenheit zu, und so bleibt auch das von mir erstellte Bild von ihm recht bruchstückhaft, einem Mosaik nicht unähnlich. Doch immerhin, soviel erfuhr ich: Nach Beendigung seiner Volksschulzeit – 8 Klassen bis zum Abschluss- begann Hans Wellmann seine Lehre als Schreiner, „Schreiner“ war damals die Berufsbezeichnung für den heutigen „Tischler“, m.E. eine schlechte Wortwahl, die er etwa 1922/1923 mit der Gesellenprüfung abschloss.

Als wir später diese Zeit bei unseren Gesprächen zufällig streiften, erzählte Hans Wellmann mir etwas über sein Gesellenstück. Er schilderte es lebhaft als eine quadratisch gearbeitete „Gesellen – Truhe“ aus Holz, in der für allerlei Geräte und Notwendigkeiten Platz sei. Schließlich, als er sich ein wenig in Begeisterung geredet hatte, holte er sein Gesellenstück, die Truhe, aus seiner Kammer, um sie mir mit leuchtenden Augen ad oculos zu demonstrieren. „Daet bekiek die man“, oder so ähnlich, drückte er sich aus.

Was die Truhe für eine Bedeutung hatte und wozu sie gedacht und geeignet war, das hatte Hans Wellmann für seine Gesellenprüfung wohl auch schriftlich niedergelegt. Einzelheiten habe ich vergessen. Eines aber habe ich nicht vergessen: Am Ende der Besprechung und Belobigung seiner Truhe habe der Obermeister der Prüfungskommission zusammenfassend gesagt: „Der angehende Geselle des Schreinerhandwerks hat so viele Ideen in der relativ kleinen Truhe erkennen lassen, dass ich darüber nur die Überschrift setzen kann
„Mehr Ideen – als Holz“.

Nachdem Hans Wellmann seine Erzählung beendet hatte, war es eine kurze Zeit still zwischen uns beiden. Dann habe ich ihn fest angeschaut und gesagt: „Hans daet ist de Owerschrift van dien Läewen, wenn ik mal eeine söüken mout.“
Weil er damals nicht protestiert hat, setze ich seine Einwilligung voraus, das so auch zu tun. Der Reichtum an Ideen war in der Tat sehr auffällig bei ihm. Dazu konnten die Mittel (Holz) einfach nicht ausreichen.
Als ich vor einiger Zeit feststellen konnte, dass die eindrucksvolle Gesellen-Truhe bei der Hans-Meyer-Wellmann Stiftung respektvoll aufbewahrt wird, hat mich das sehr gefreut.

Die Spuren, die Hans Meyer Wellmann in Lorup hinterlassen hat, maße ich mir nicht an alle aufzuzählen. Ich möchte vielmehr versuchen, 80 Jahre zurückzublenden und dann aus dem, was meine Erinnerung hergibt, der Reihe nach ein Bild von Hans Wellmann zu entwerfen.

Vor 80 Jahren war Hans Wellmann 18 Jahre alt und ich, Heinrich Book (Waetjans Hinnerk) 10 Jahre. Ich ging täglich in die Dorf-Volksschule. Eines Tages begann Hauptlehrer Sprehe ziemlich begeistert von dem zu erzählen, was der Loruper Jünglingsverein an Plänen für den Winter habe (1924). Dabei fiel immer wieder ein für uns ungewöhnlicher und unbekannter Name, der des Hans Wellmann. Er war nach seiner Gesellenprüfung zur Weiterbildung auf eine Technikerschule nach Beckum in Westfalen gegangen und konnte danach in der damaligen Zeit der Arbeitslosigkeit als Werkmeister und Techniker bei der Maschinenfabrik Perk in Lorup anfangen (mündliche Mitteilung).
Hans Wellmann traf in Lorup auf vielfache gute Voraussetzungen, die sich auf berufliche, religiöse, sportliche und politische Tätigkeiten und Interessen erstreckten. Besonderes Interesse fanden sowohl bei den bäuerlichen als auch handwerklichen Jugend Literatur und Theater. Sie waren bei Jungen wie bei Mädchen anzutreffen und wurden gefördert von einer vorbildlich engagierten und berufsübergreifenden Lehrerschaft unter Ansporn von Hauptlehrer August Sprehe. Seine vielfachen Anregungen trugen reiche Früchte.

Schon in dieser Zeit waren jeden Winter größere Theaterstück aufgeführt und geistige Themen abgehandelt worden. U.a. waren das „Wilhelm Tell“, „Der Freischütz“, „Die Jungfrau von Orleans“ und viele besonders patriotische Stücke, bes. „Dreizehn Linden“.

Johann Siemer (Siemer Jan), der spätere Pater Siemer, und Gesina Richter (Hünteljans Sina) hatten wohl auch schon eigene Dichtungen und Theaterstücke auf den Weg gebracht. Erzählungen meines Vaters Theodor Book (Waettjans – Dirk), geb. 1878!, von seinen Rollen beim Theaterspielen im Jünglingsverein deuten auf sehr frühen Beginn.

Hans Wellmann setzte fort, was schon vorhanden war. Zu nennen sind der Kinderfestzug beim Loruper Schützenfest und die Jugendarbeit. Diese Dinge sind aber m.E. zur genüge bekannt.

Hier soll ein anderes Bild gezeigt werden unter der Überschrift: Wie wurde Hans Wellmann sesshaft in Lorup für ein ganzes Leben? Wie wurde er der „Hans im Glück“, für den man ihn eine Zeit lang halten konnte?
Dazu muss eine hübsche junge Bauerntochter, Anny Meyer, vom Roulwes Hof jetzt hier erscheinen. Als einziges Kind war sie die Erbin eines großen Hofes, der damals vor den Enteignungen fast 1000 Morgen umfasste (meine Schätzung). Heute kaum noch vorstellbar, war diese Tatsache allein schon ausreichend, ein solches junges Mädchen begehrenswert zu machen. Bei Anny kamen auch noch eine gute Bildung hinzu sowie gutes Aussehen, ja sogar eine gewisse Apartheid. Um es an einem Beispiel deutlich zu machen:

Einige Jahre blieb die Frage, wem die „Prinzentochter“ ihre Zuneigung schenken würde, unbeantwortet. Dann eines Tages aber platzte die Spannung mit der für alle unerwarteten Nachricht: „Roulwes Anny und Hans Wellmann verlobet sück“.
Hans Wellmann als Grußbauer, daran hatte niemand gedacht, das hatte keiner für möglich gehalten, lange Zeit wohl auch er selbst nicht. Die öffentliche Meinung in dieser Angelegenheit war sehr unterschiedlich.
„Buer waett häi sein läawe nich“, war allenthalben zu hören.

Aber wie im Märchen ging vorerst formal alles seinen Weg. Hans Wellmann nannte sich von nun an Meyer-Wellmann und wurde Bauer auf dem uralten Meyer-Hof.
Alter und Historie des Hofes waren bei ihm von Anfang an in guten Händen und seinem Herzen nahe. Mit hochfliegenden Plänen war das junge Paar vor den Traualtar getreten, doch leider war das junge Glück auch bald etwas getrübt.
Da blieb zunächst die Erwartung auf ein Kind unerfüllt, und nur wenige Jahre nach der Hochzeit wurde Anny von einer schweren Krankheit befallen, die nach langem Siechtum schließlich zum Tode führte.

Das schwere Schicksal hat Hans Wellmann gezeichnet. Immer mehr und immer tiefer vergrub er sich in seine Bücher. Ja, in dieser Zeit wurde neben vielem anderen wohl auch der Plan geboren, alle Loruper, besonders auch die Butendärper zusammenzuschmieden in einem Verein, dem Heimatring. Die „Tunscheere“ sollte das verbindende Band werden für die Loruper daheim und in aller Welt. Heimatring nannte er das.

Dieses Werk –seine Tunscheere- für alle Loruper bis heute sein geistig dauerhafteste Anliegen und wird in seinem Geiste weitergeführt.

Die Stiftung Hans Meyer-Wellmann sei abschließend als finanzielle Unterstützung seines Heimatanliegens hervorgehoben.
So rundete sich sein Lebenswerk.
Als Frage bleibt: Woher bezog der vom Glück begünstigte, der ideenreiche und produktive Hans Wellmann und woher der von schwerem Leid geprüfte und gezeichnete Hans Wellmann die Kraft und den Antrieb zu seinen Werken und zu seinem Überleben?

Soweit von außen erkennbar, war es seine tiefe, umfassende religiöse Überzeugung, die wesentlich dazu beitrug. Briefe, die ich in eigener schwerer Zeit von ihm erhielt, bestätigen das, auch seine Lebensführung inmitten der St. Maria-Himmelfahrt-Pfarrei macht das sichtbar.
Lorup, „seine“ Gemeinde, hat seine Leistungen anerkannt und ihm gedankt durch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde, und posthum trägt eine Straße seinen Namen.
Seine Einstellung und Haltung macht auch folgendes deutlich: Wenn ich Hans Wellmann einen längeren Besuch abgestattet hatte und wir uns mit Themen über Geschichte, Sprache und Brauchtum der Heimat unterhalten hatten, pflegte er mich zu verabschieden mit den Worten: „Daet was för mie vandaage wäär ne „Taborstunde“. Solche Bilder aus der Bibel liebte er.

Franz Grote

Kreisheimattage in Lorup

Am 15. September 1955 und am 14. Oktober 1965

Für den Heimatring Lorup war es eine Herausforderung, schon im Gründungsjahr den Kreisheimattag am 15. September 1955 zu organisieren und zu gestalten. Aber der noch junge Heimatverein, unter der Leitung seines rührigen Vorsitzenden Hans Meyer-Wellmann, hat diese Aufgabe gut gemeistert, so dass allgemein von einem sehr gelungenen Heimatfest die Rede war.

Eingeleitet wurde der Kreisheimattag am Vormittag mit Dienstversammlungen der Bürgermeister und der Lehrer.
Die Hauptveranstaltung am Nachmittag im festlich geschmückten, überfüllten Saal Jansen (Sandmann) wurde eröffnet vom Vorsitzenden des Kreisheimatvereins August Löning, Lathen, MdL. Mit wenigen Worten umriß August Löning Sinn und Zweck der Heimatvereine. Ihre Hauptaufgabe sei nicht etwa die Durchfühung von Ausgrabungen und anderer geschichtlicher Forschungen. Es komme vielmehr in erster Linie darauf an, dass die Jugend die Verbindung mit dem Althergebrachten nicht verliere. Die Gefahr dazu sei in unserer schnellebigen, weithin verflachten und vom Materialismus beherrschten Zeit sehr groß.

„Wer auf den Spuren der Vergangenheit wandelt, dem zeigt die Heimat ihre ganze Schönheit“, mit diesen einleitenden Worten führte dann Bäckermeister Bernhard Siemer durch das weitere Programm.
Der Heimatring Lorup wolle mit den nun folgenden Darbietungen einen Blick in die tausendjährige Geschichte des Ortes geben, sagte er.

In dem rund zweistündigen Programm wurde dann in Liedern, Gedichten, Spielen und anderen Vorträgen die Geschichte Lorups lebendig, wobei Ernstes und Heiteres gut gemischt waren. Es wurde auch das bekannte plattdeutsche Singspiel über die geschichtliche Entwicklung Lorups, die „Revue der Jahrhunderte“ von Pater Johannes Siemer (Siemer-Jann) wieder aufgeführt. Die von Frau Gesine Richter-Hünteljans in Plattdeutsch verfassten Lieder und Sketche: „In Loorpe ist daet Heimatfest; Dirk nu schell wort ut; Wenn de eersten Väögel flaitet; Twäi Wiewer bie de Pütte; Däi Unkels up de Stää; De Hachtietsnööger un De Dräiöllgersmann“ kamen an diesem Tage zur Erstaufführung. Einige der Lieder sind dann ja zu richtigen „Loorper-Evergreens“ geworden.

Und das Schönste an diesem Programm war, dass es von A bis Z von Loruper Bürgern gestaltet wurde und daß alles was geboten wurde, von Lorupern erdacht, verfasst und gedichtet worden war.

Pater Johannes Siemer und Frau Gesine Richter-Hünteljans erhielten für ihre besonderen Beiträge zum Heimattag vom Kreisvorsitzenden Löning Ehrengaben überreicht.
Zum Schluß sei noch erwähnt, dass sogar der NWDR erschienen war, um Aufnahmen zu machen.

Zehn Jahre später, am 14. Oktober 1965, fand dann wieder ein Kreisheimattag in Lorup statt. Dieser stand im Zeichen des Plattdeutschen unter dem Motto: „Holl faest aen Mouders Spraake – daet is dien Ehrensaake.“
Die Veranstaltungen zum Kreisheimattag begannen mit einer Vorstandssitzung und der Generalversammlung des Kreisheimatvereins um 11 Uhr im Hotel Jos. Olliges, Lorup.
Um 13 Uhr und abends um 19 Uhr wurde den zahlreichen Gästen im Hotel Olliges und in den Gaststätten Gerh. Stindt und Johs. Wilkens Buchweizenpfannkuchen, das alte Hümmlinger Nationalgericht, angeboten.

In der Pfarrkirche „St. Mariae Himmelfahrt“ versammelten sich dann um 15 Uhr die Heimatfreunde zu einem Gottesdienst, bei dem Plattdeutsch gesungen und gepredigt wurde. Begeistert wurden die bekannten Kirchenmelodien in Plattdeutsch gesungen. Pastor Wilhelm Kreuzhermes aus Sondermühlen, ein gebürtiger Loruper, predigte auf Loorper Plaett. In einfachen, aber doch eindringlichen Worten sprach der Geistliche zu seinen Landsleuten. Die Winzigkeit der Erde stellte der Prediger in Relation zum gewaltigen Kosmos. Trotz des unscheinbaren Erdenlebens sei die Heimat ein Geschenk, für das man Gott dankbar sein müsse.
Nach dem Gottesdienst ging es auf den Flasskamp, wo ein Zelt für die Festveranstaltung aufgebaut war.
Die Eröffnung und Begrüßung nahm dort, in Vertretung des erkrankten
Kreisheimatvorsitzenden August Löning, Lathen, Oberstudiendirektor Dr. Knoke aus Papenburg vor. Auch vor zehn Jahren habe man in Lorup Kreisheimatfest gefeiert. Von Lorup aus habe die Heimatarbeit immer wieder neue Impulse erhalten, was auch den Ausschlag dafür gegeben habe, das Kreisheimatfest 1965 wieder in Lorup zu feiern. Die Heimat könne nur dort erhalten bleiben, wo der Väter Glaube und der Mutter Sprache in Ehren gehalten würden, betonte Dr. Knoke. Es sei gut, daß man den Heimattag mit einem plattdeutschen Gottesdienst eingeleitet habe. Im weiteren Verlauf werde dann die Heimatsprache in Wort und Bild zur Geltung kommen.

Unter dem Motto „Unserer Heimat Sprache und Bild“ führten die Loruper ihre Heimatfreunde durch die Städte und Dörfer unseres Kreises und in Zusammenarbeit mit der Schule auch durch angrenzende Gebiete. Den Reiseleiter und Conferencier machte bei dieser Rundfahrt Rudolf Schwarte, von Beruf Angestellter der Kreissparkasse. Während Schwarte die einzelnen Orte ankündigte, hefteten Jungens Abbildungen bekannter Bauwerke dieser Orte an eine große Wandkarte, so dasß sie jeder sehen konnte.

Die Fahrt begann bei der Kreiskriegergedächtniskirche in Rhede. Von Rhede ging es über viele emsländische Orte des Kreises zum Hümmling. Hier wurden Lathen, Sögel, die Hüvener Mühle, Clemenswerth, Werlte, Börger, Esterwegen und natürlich Lorup, das Reiseziel, besucht. Zwischendurch wurden dann Gedichte und Vertellßels vorgetragen. So wurde während der Fahrt von Lathen nach Börger das Gedicht „Als Vater noch lebte“ von August Löning vorgetragen, bei der Hüvener Mühle unterhielten sich Jann un Hinnerk über Clemenswerth und Maräihaemmelfaart und in Werlte stand eine Szene aus „Olde Meiners“ von Albert Trautmann auf dem Programm. Für Lorup hatte Hans Meyer-Wellmann das kurz zuvor von Dr. Heinrich Book (Waettjans Hinnerk) verfasste Gedicht „Touväörn“ vorgesehen, das hier vorgetragen wurde. Johann Schwarte (Swartenwillsien Jann) erzählte dann noch über die Zeit von vor 50 oder 60 Jahren.

Anschließend luden die Loruper Schulkinder mit dem Lied „Kein schöner Land“ zur Reise in die Nachbarschaft ein. Das ostfriesische Dönken „Slag aen´t Mul“ erntete viel Beifall. An der Karte erschienen das Wappen des Kreises Leer, das Oldenburger Wappen und das Cloppenburger Wappen. Die beiden Gedichte „Mien Mouderspraake“ von Berhard Uphus und „Loop dör de Welt“ von Maria Mönch-Tegeder führten in die südliche Nachbarschaft. Die Niederlande waren mit dem Gedicht „Groninger Land“ und einem Volkstanz vertreten. Die Rundfahrt endete in dem Kreis Heilsberg im Ermland, dem Patenkreis des Landkreises Aschendorf-Hümmling.

Am Samstag, 16. Oktober, fand in Lorup der Heimattag der Kinder aus den Gemeinden Lorup, Breddenberg, Heidbrücken, Esterwegen, Hilkenbrook und Rastdorf statt. Um 16 Uhr spielte „De Ollenborger Kring Poppenspillbühne“ das Puppenspiel: „De Maonlantüchte“ oder „Daet Lecht van de Maone“. Nach dem Puppenspiel, zu Beginn der Dämmerung, zogen dann alle Kinder in einem gemeinsamen Laternenzug zum Krankenhaus.
Gerhard Immken

Sprechende Dorfchronik!

„ Eine sprechende Chronik entsteht.“ So stand es am 20.02.1958 in der Ems-Zeitung.
Worte unserer plattdeutschen Sprache lassen sich schriftlich nicht so wiedergeben, wie sie unser Ohr erfreuen. Um diese Worte der Nachwelt zu erhalten und auch den auswärts, besonders im Ausland wohnenden Lorupern zu vermitteln, hat sich der Heimatring schon besonders früh entschlossen, ein Tonbandgerät zu erwerben. Ein Heimatfreund hatte einen erheblichen Beitrag für diese Anschaffung gespendet. Zunächst wurde das gesamte Programm des Loruper Kreis- Heimattages 1955 aufgenommen. Auf einer Tagung des Deutschen Spracharchivs in Münster, an der Vertreter aus 21 Ländern teilnahmen, wurde man aufmerksam auf die sprechende Dorfchronik in Lorup. Am 5. März 1959 wurde daher ein Tonaufnahmewagen des Deutschen Spracharchivs der Universität Münster zu weiteren Tonaufnahmen nach Lorup geschickt. Für diese Tonaufnahmen unterhielten sich drei Loruper und drei Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten in ihrem Heimatdialekt. Es sollte festgestellt werden, inwieweit die jeweilige Mundart noch erhalten ist, bzw. sich der heutigen Mundart angepasst hat. Kopien dieser Aufnahmen wurden von Universitäten aus den USA und England angefordert. Am 29. November 1959 wurde vom Heimatring zu einem großen Hörspielabend unter dem Titel “ De Blick dör de Klanggate“ eingeladen. Der Ehrenvorsitzende Theodor Rohjans eröffnete die Feierstunde und begrüßte die Mitglieder und Gäste. Zur Vorführung kam das erste Band der Tonaufnahmen der sprechenden Dorfchronik. Diese wurden eingeleitet mit dem Geläut der Kirchenglocken und einem Orgelspiel vom Organisten Rudolf Wilken. In bunter Reihenfolge schlossen sich dann Begebenheiten aus der jüngsten Vergangenheit und aus früheren Jahrhunderten an, die von Loruper Bürgern auf Tonband erzählt wurden.
„Well daschket mit?“ Unter dieser Überschrift wandte sich der Heimatring in der Emszeitung an Idealisten und Interessenten, die noch mit dem Flegeldreschen vertraut waren. Ebenfalls sollte jeder nachsehen, „wo noch Flegel aufzutreiben sind“. Der Klang des Flegeldreschens wurde daraufhin für spätere Generationen festgehalten. Zu einer bereits gemachten Tonbandaufnahme, eines Gespräches über Schmiedearbeiten um die Jahrhundertwende, sollte ebenfalls noch das Dreiklang- Hammerschlagen am Amboss aufgenommen werden. Der Heimatring hat sich damals viel Mühe gegeben, das Geschehen aus der alten Zeit für die späteren Generationen zu erhalten. Im Archiv des Heimatrings befinden sich noch sehr viele Tonbänder. Es ist an nun an der Zeit, diese alten Tonbandaufnahmen zu überarbeiten und dessen Inhalt der Öffentlichkeit auf Heimatabenden vorzuspielen.