Gesina Richter
In de deepe Pütte
In de deepe Pütte
unner de Böme,
daar wohnt`t Läwen.
Daar fleihde Woater
nich alleene för us,
uck för ale de Lü
rund üm us tou.
Waar bünt se bläwen?
Waar bünt se bläwen
Ale de Kinner, dei hier mit us
speelden,
bie de deepe Pütte
unner de Böme?
Hier buss`den wi
Knikkerdobben in`t Sand.
Drunken Woater ut de Pütte
ut de Schöölken van de Hand.
Up de deepe Pütte
daar lig nu`n Steen.
Man unner den Steen
wohnt noch altied
et Läwen.
Daar wellt kloar Woater
gesund
ut de Grund.
Mag us de Eerde
dit lange noch gäwen.
Johann Pohlabeln
Watt gev dat fruer masse Pütten
Es gibt sie noch in unserer Gemeinde, wenn auch nicht immer in tadellosem Zustand, so doch oft blumengeschmückt und gepflegt. Gemeint sind die früheren Püttenstandorte, wo für Mensch und Tier Jahrzehnte- oft Jahrhundertelang das kostbare und lebenserhaltende Nass gefördert wurde. Einige dieser Standorte wurden vom Heimatring für die Nachwelt erhalten.
Für viele, besonders für die jüngeren unter uns, ist die moderne Wasserversorgung längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Das war vor nicht einmal hundert Jahren noch ganz anders: der Brunnen- die Pütte-, gebaut für die unmittelbare Nachbarschaft, war Versorgungsstandort und Treffpunkt zum Austausch von Neuigkeiten
„ Häst’d all hört?“
Bei widrigen Wetterverhältnissen, strengem Frost oder extremer Trockenheit, konnte die Wasserversorgung für Mensch und Tier zu einem echten Problem werden. Dann konnte man beobachten, dass die Mitglieder der Püttengemeinschaft anstehen mussten, um sich und ihre Tiere mit dem kostbaren Nass versorgen zu können. Der Transport des Wassers ins Haus geschah mittels des „ Jück“, einer hölzernen Tragehilfe auf den Schultern, an der sich zwei Eimer aufhängen ließen. Ein besonders gleichmäßiger Gang garantierte, dass möglichst viel Wasser im Eimer blieb. Als Kind war ich fasziniert von der Taktik der Erwachsenen, die Fallgeschwindigkeit des Wassereimers zum Wasserspiegel zu regulieren, indem mit dem linken Unterarm gegen die an der Stelle glatt geschliffene Kurbelwelle gedrückt wurde. Vorsicht war dann geboten, denn die freigelassene Kurbel drehte sich mit einer enormen Geschwindigkeit und mit entsprechender Schlagkraft.
Der Brunnenvorplatz war mit ausgesuchten, meist flachen Findlingen gepflastert, so konnte verschüttetes Wasser keinen Morast bilden und die „ Holsken“ blieben sauber.
Anfang 1930 bestand unsere alte Püttengemeinschaft aus 13 Haushalten:
Scheperjanshämsine, Willerkenkessensine, Poulobeln, Rohjansroufsine, Többen, Schouäntun, Geeders, Fennen, Heisserwillsine, Heisserjansine, Grootroufsine, Walke und Schaustermeyer.
In den 20er Jahren wurden immer mehr Höfe an die Stromversorgung angeschlossen und Mitte der 30er bildete sich eine Interessengemeinschaft für eine neue Pütte, für eine elektrisch betriebene Pumpe mit einem Wasserleitungssystem zu den angeschlossenen Höfen. Über die notwendigen, im Vorfeld zu treffenden Entscheidungen, gab es bald unvermeidliche Meinungsverschiedenheiten. Anfang des Jahres 1936 hatte man sich dann geeinigt, welcher der vier in Lorup ansässigen Betriebe, die in der Lage waren, eine solche Installation zu bauen, beauftragt werden sollte: Wilhelm Perk bekam die Aufgabe übertragen, eine Pumpe zu bauen, die die Höfe Geeders, Schaustermeyer, Walke, Schultgeers, Heisserwillsine und Fennen mit fließendem Wasser versorgte. (Der Neubau Förster Lammers wurde ca. 1960 noch nachträglich mit angeschlossen). Die Betonbauarbeiten, die Herstellung der so genannten Püttenringe, wurde an Pohlabeln (Waldeslust) vergeben. Einige der Ringe wurden mit den Herstellungsdaten versehen. 21 der in Durchmesser und Breite 1 Meter messenden Ringe wurden benötigt. Die noch fehlenden Meter bis zum Grundwasserspiegel überbrückte ein mehrere Meter langer Kupferfilter.
Aber zu allererst musste Wasser gefunden werden, bzw. eine Stelle, die sich sowohl vom Standort als auch von der Höhe des Grundwasserspiegels für eine Brunnengrabung eignete. Lehrer Kampling ermittelte diese Stelle mit einer Wünschelrute in unserem Garten („achtert Hus“). Zwei Püttenrüher (Fachleute für Reinigung und Instandhaltung von Pütten) wurden mit der Grabung beauftragt.
Dazu wurde über der zu grabenden Pütte ein so genannter Dreibock errichtet, in dessen Spitze eine Rolle mit Seil befestigt wurde, mit deren Hilfe der Aushub nach oben gezogen werden konnte.
Was für eine Arbeit! Heute kaum noch vorstellbar: zuerst wurde eine 6 -7 Meter dicke Lehmschicht überwunden, mit der Schaufel, in Handarbeit! Die Püttenringe wurden an der Unterkante unterhöhlt, so dass sie durch ihr Gewicht nach unten sackten. War ein Ring eingearbeitet, wurde oben der nächste aufgesetzt.
Aber mit dem Graben der Pütte allein war es nicht getan, es mussten auch noch die Wasserleitungen zu den Höfen verlegt werden, damit endlich Wasser aus einem Wasserhahn im Haus fließen konnte. Ein denkwürdiges Ereignis und eine enorme Arbeitserleichterung.
Dank der noch weiter gepflegten alten Pütte blieb im harten Winter 41/42 trotz eingefrorener Wasserleitungen die Wasserversorgung gesichert. Unsere Eltern beruhigten uns Kinder, indem sie immer wieder erzählten, dass die alte Pütte noch nie versiegt sei. Auch während der vielen Stromausfälle zum Ende des 2. Weltkrieges konnten sich die Menschen und ihre Tiere dank der alten Pütte mit Wasser versorgen.
Die alljährlich im Januar stattfindenden Püttenversammlungen zur Abrechnung und zur Besprechung notwendiger Entscheidungen ähnelten eher einer „Neijahrsvisite“ als einem Arbeitstreffen. Die Treffen fanden in jedem Jahr in einem anderen Haushalt der Püttengemeinschaft statt. Bei Tee, Neujahrskuchen und Schnaps wurde nach einem ausgeklügeltem Punktesystem (Größe der Landwirtschaft, Anzahl de Tiere auf dem Hof und Familiengröße), die anfallenden Strom- und Reparaturkosten aufgeteilt. Zeitlich nahm die Abrechung den kleineren Teil der Püttenversammlung in Anspruch, der wichtigere Aspekt war das Treffen zum Austausch von Neuigkeiten „ Häst’d all hört?“