Hans Schwarte
Pestkreuz am Osternbrink
Wegen
der Anlegung des Straßenzuges Herrenhausen in den 30´er Jahren
mußte das alte Kreuz bei Wilhelm Abeln (Schmees Krüß)
verlegt werden. Der Antrag auf Schaffung eines neuen Kreuzes wurde von
den damaligen Regierenden abgelehnt. In dieser Zeit fiel der Ausspruch:
„Der deutsche Mensch braucht keinen Erlöser – der deutsche
Mensch erlöst sich selbst“.
Nach dem Krieg wurde die Idee des neuen Pestkreuzes wieder
aufgegriffen und von der Markgemeinde und dem Heimat Ring umgesetzt.
Am 1. Mai 1958 konnte Pfarrer Uthoff das neue Wegekreuz am Osternbrink
einweihen. Dieses Kreuz wurde von den beiden Prozessionen am 1. Mai berührt
und dient seit der Aussiedlung des Hofes Dinklage auch als Fronleichnam-Altar.
An einer Seitenwand der Anlage steht die Inschrift : „Dem
Gedenken des 300jährigen Gelöbnisses aus schwerer Not und in
der verpflichtenden Weitergabe an kommende Generationen in Dankbarkeit
gegen Gott unserem Herrn erstellt von der Gemeinde Lorup. Am 1. Mai im
Jahre des Herrn 1958.“
Unter dem Kreuz, als Flach – Relief – Schnitzung
erstellt, steht die Erlösungsbitte: „Durch Deinen Tod erlöse
uns, o Herr“.
Zur rechten Seite des Kreuzes sind drei Tontafeln angebracht, die äußere
zeigt den Baum der Erkenntnis im Paradies mit der Schlange. Der Sinn der
Tafel: Bitte um Erlösung von aller Sünde.
Die mittlere Tafel zeigt das in der Triangel versinnbildete
Auge Gottes über der Waage, auf der einst Gutes und Böses gewogen
wird. Die Bitte: „Am Tage des Gerichtes erlöse uns, o Herr.“
Auf der dritten Tafel sehen wir das Flammenschwert des
Engels an der Pforte des Paradieses und einen zerbrochenen Stab. Wurde
früher ein Todesurteil gesprochen, dann brach der Richter über
den Verurteilten den Stab. Damit Gott uns davor bewahre, bitten wir: „Vom
ewigen Tod erlöse uns, o Herr.“
Die Tafeln auf der linken Seite des Kreuzes sprechen die
drei Bitten um Erlösung von leiblichen Übeln aus. Da ist zunächst
die Darstellung der Pest durch einen Totenschädel mit einem Tuch
vor dem Mund. Das Tuch benutzte man früher zum Schutz gegen Ansteckung
durch Pesthauch.
Der Hunger ist dargestellt durch ein Brot und ein Stück
Baumrinde. Bei Hungersnöten wurde dem Backmehl gemahlene Baumrinde
beigemengt. Den Krieg stellt die fallende Bombe dar: „Von Pest,
Hunger und Krieg erlöse uns, o Herr“.
Die mittlere Tafel zeigt einen vom Sturm gebogenen Baum,
wolkenbruchartigen Regen und einen niederfahrenden Blitz. Die Bitte: „Von
Blitz und Ungewitter löse uns, o Herr.“
Die äußere Tafel versinnbildlicht die Bitte
um Erlösung von Hagel und verderblichen Regen, die in einem Bauerndorf
mit dem Wunsch um Gedeihen aller Feldfrüchte vor fast 50 Jahren besonders
angebracht war. Das Bild zeigt durch Hagelschlag zu Boden gedrücktes
Getreide.
Die zweite Seitenwand zeigt die segnende Gottesmutter auf
der Weltkugel mit der Bitte: „Maria, ich grüße Dich –
segne Du mich“. Hierdurch wird auch die Verbindung zum Mai als Marienmonat
und Maria als Kirchenpatronin hergestellt.
Im Rahmen der Dorferneuerung wurde 1994 auch das Pestkreuz
restauriert.
Quellen:
Archiv Heimat Ring
Ems Zeitung
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