Unsere Arbeit

Hans Grönloh

„Unser Dorf soll schöner werden“
Dörfer sind einer steten Veränderung unterworfen. So ist es auch mit Lorup. Als kleine Siedlung fing es vor mehr als tausend Jahren an, es kamen mehr Familien hinzu und langsam entwickelte sich Lorup zu einem Dorf. Man erzählt sich, dass der Ort von so viel Wald umgeben war, dass ein Eichhörnchen keine Mühe gehabt hätte, von Baum zu Baum springend Lorup einmal zu umrunden.
Ich stelle es mir so vor: im „Ortskern“ befinden sich ein paar größere Bauernhäuser, wie man sie noch in Freilichtmuseen bewundern kann. Daneben Heuerhäuser und Backhäuser. Kirche und Schule waren noch nicht vorhanden. Bekannt ist uns aus dieser Zeit, dass die größeren Höfe an das Kloster Corvey Abgaben zu zahlen hatten. Der Rest des Tagesablaufs und das genaue Aussehen dieser kleinen Siedlung bleibt mehr oder minder unserer Fantasie überlassen.
Doch auch Lorup veränderte sich. Es wurde größer, musste mehr Menschen ernähren und unterbringen. Eine Kirche und Schule kamen hinzu. Wo Menschen leben ist auch ihr Vieh nicht weit. Kriege oder Brände haben Ortsteile zerstört, wurden jedoch wieder aufgebaut. Der Anblick war nun ein ganz anderer. Doch noch erschien es den Bewohnern des Dorfes nicht wichtig, dass Aussehen des gesamten Ortes zu beachten. Manche Häuser und Höfe hatten ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild, andere Besitzer ließen ihre Sachen dort liegen, wo sie sie zuletzt gebraucht hatten.

Gegen Ende der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte der damalige Landwirtschaftsminister Niedersachsens die Idee den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ landesweit auszurufen. In Zeitungsartikeln der Ems-Zeitung, die vom Heimat-Ring gesammelt wurden, ist die Entwicklung, welche Lorup dabei genommen hat, sehr gut dokumentiert.
1954 wurde in der Zeitung „Unser Hümmling“ gleich zweimal über die Schönheit des Dorfes berichtet. Unter der Überschrift „Lorup-Lohdorf-Walddorf“ schrieb der Autor über die Eichenbrinke, insbesondere dem „Osternbrink“. Dessen Pflege und Erhaltung hatte sich Hans Meyer-Wellmann angenommen.
In dem anderen Artikel hieß es, dass Lorup sich an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ beteiligen möchte. Aus diesem Grund hatte die Gemeinde verschiedene Arbeiten mit Hilfe der Bürger ausführen lassen. Es handelte sich z.B. um die Ausbesserung der Gehlenberger Straße und Erneuerung von Fußwegen.
Im Jahr 1958 gab es die Aktion „Schönheit des Ortsbildes“, welche vom Kreisheimatverein in Verbindung mit der Kreisverwaltung Aschendorf-Hümmling gestartet wurde. Der Heimat-Ring Lorup hatte die Bewohner Lorups in einem Aufruf zur Mitarbeit aufgefordert. Dieser Aufruf wurde als originell empfunden und deshalb von der Ems-Zeitung am 5.7.1958 abgedruckt.
Zunächst erinnerte der Vorsitzende des Heimat-Ringes Hans Meyer-Wellmann an den ersten Wettbewerb dieser Art aus dem Jahr 1955, als Lorup den ersten Platz auf Kreisebene belegt hatte. Damals hatte man durch Anschlagtafeln und neu geschaffene Dorfbrunnen Eindruck erlangt. Doch nun lenkte er das Augenmerk auf öffentliche Plätze und die Brinke. Eindringlich appelliert Meyer-Wellmann dafür, dass jeder Einzelne auch auf seine Hofstelle achten solle, denn nur dadurch konnte der Gesamteindruck eines schönen Dorfes erreicht werden. Er monierte unsaubere Straßenbilder, denn es gab offensichtlich Bauernhöfe, welche nicht besonders auf das äußere Aussehen ihres Grundstückes achteten. Dies verschandelte nicht nur den einzelnen Hof, sondern zog die ganze Straße in Mitleidenschaft. Auch Bürgermeister und Gemeindedirektor unterstützten diesen Aufruf. Der Erfolg ließ sich sehen. Nach der Bereisung durch die Kommission wurden 15 Orte, darunter auch Lorup, prämiert.
Auch 1961 bemühten sich die Loruper in dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ einen Platz zu belegen. Im Juni „wurde das Geleistete besichtigt.“ (Ems-Zeitung vom 1.7.1961) Die Loruper Landjugend und der Heimat-Ring hatten die Brinke aufgeräumt, Sitzbänke und Blumenbeete angelegt und Schalen mit Blühpflanzen aufgestellt. Besonders herausgestellt wurde in der Ems-Zeitung vom 1.7.1961 und der Ausgabe vom 12.8.1961 der Vorplatz des Krieger-Ehrenmals. Darüber hinaus wurde in der Poststelle ein Wandbild angebracht und die noch heute existierenden geschnitzten Wegweiser des Gärtnermeisters Heinrich Wilkens aufgestellt. In der August-Ausgabe der Ems-Zeitung stand: „Unter den sechs ersten Preisträgern befindet sich die Katholische Landjugend Lorup, die die einzige Gemeinde des Emslandes und Ostfrieslandes ist, der ein Preis zugesprochen wurde.“ (Ems-Zeitung, 12.8.1961)
Ein weiteres Mal nahm Lorup im Jahr 1963 am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil. Am 27. Juli 1963 berichtete die Ems-Zeitung über einen schönen Einfall der Gemeindeverwaltung und des Heimat-Ringes. So hatten sich 3 junge Männer als Gemeindediener „verkleidet“ und gingen mit einer Glocke von Haus zu Haus, um die Bürger Lorups auf den Wettbewerb aufmerksam zu machen. Sie hatten wiederum einen Aufruf der Verwaltung und des Heimat-Ringes dabei, welcher im Original in der Zeitung abgedruckt wurde.


Der Bürgermeister Meyer und der Vorsitzende des Heimat-Ringes Meyer-Wellmann betonten in ihrem Schreiben an die Loruper, dass die öffentliche Hand bereits sehr viel zur Verschönerung des Ortes beigetragen habe. Es gäbe eine neue Schule, eine neue Kirche und eine neue Ortsdurchfahrt. Doch an der „Privatinitiative“ fehlte es noch. Aus dem Grund sollten die Einwohner Lorups eine kurze Zeit ihrer Freizeit opfern, um ihre Grundstücke und Gärten in Ordnung zu bringen. Der Lohn für diese Mühe war enorm. Am 7.11.1963 berichtete die Ems-Zeitung darüber, dass Lorup zu den Siegern im Landeswettbewerb gehörte. Oberkreisdirektor Dr. Tiedeken überreichte dem Gemeinderat und dem Vorstand des Heimat-Ringes eine Ehrenurkunde und ein Geldgeschenk. Er lobte die äußere Erscheinung des Dorfes, hob aber auch seine Anerkennung an die Menschen hervor, welche die Anpflanzungen, den Dorfweiher und die geschmackvollen Wegweiser pflegten, sich um die Vorgärten und Häuser kümmerten und damit ein abgerundetes Bild des Ortes präsentieren konnten.
Ebenso sollte es 1965 wieder werden. Der Aufruf der politischen Gemeinde und der Markengemeinde sollte die Einwohner auf den erneuten Wettbewerb aufmerksam machen. Insbesondere die Landjugend und die Kolpingsfamilie wurden um ihre Mithilfe gebeten. Wie Lorup in dem Jahr abgeschnitten hat ist nicht bekannt.
Ein letzter Artikel stammt aus dem Jahr 1968, in dem Lorup sich erneut an dem Wettbewerb „Sauberkeit des Ortsbildes in den Gemeinden“ beteiligt. Auf einer Besprechung im Mai wurde ein Arbeitsplan festgelegt, in dem u.a. die Landjugend, die Kolpingsfamilie und das Lehrerkollegium mit den Schülern mithelfen wollen. Auch hier ist nicht überliefert, wie das Dorf bei dem Wettbewerb abgeschnitten hat.
Die Epoche der fünfziger und sechziger Jahre ist für die Teilnahme an den Wettbewerben für Lorup wohl die ereignisreichste Zeit. Aus dem Grunde habe ich sie auch so ausführlich behandelt. In den 80´er und 90´er Jahren wurden vom Land Niedersachsen wieder Wettbewerbe ausgeschrieben. In Lorup erfolgte die Organisation jetzt durch den Ausschuss Wirtschaftsförderung und Fremdenverkehr. Sehr oft war Lorup unter den besten zehn Gemeinden des Emslandes. Sonderpreise gab es für den Schulgarten und die Heidefläche an der Breddenberger Straße.

Meiner Meinung nach ist Lorup vom Charakter noch immer ein wunderschönes Hümmlingdorf. Die Gemeinde hatte unsere Väter und Mütter aufgerufen unser Dorf zu verschönern. Doch auch wir sollten unseren Beitrag dazu leisten.